Proteste gegen den Gas-Gipfel vom
8. – 12. Dezember in Berlin
Kundegebung vor dem Bundeskanzleramt von mehreren Organisationen wie Fridays For Future, Deutsche Umwelthilfe, NABU und Greenpeace. Auf dem Banner steht “Leider nicht Geil”
Bild: DUH

Pressemappe

Gemeinsam gegen die Gaslobby – gemeinsam für Klimagerechtigkeit

LNG-Summit Berlin

LNG (Liquified Natural Gas), auf deutsch Flüssiggas,
ist ein fossiler Energieträger und trägt massiv zur Erhitzung des Klimas bei – doch die Branche ist weit davon entfernt, das ernst zu nehmen. Stattdessen veranstaltet sie vom 9.12. bis zum 12.12. im Adlon Hotel in Berlin den „World LNG Summit“. Die Konferenz ist eines der größten internationalen Vernetzungstreffen der fossilen Gasindustrie. Gemeinsam mit politischen Entscheidungsträger*innen versuchen die Vertreter*innen der Gasindustrie, das notwendige Ende der fossilen Ära hinauszuzögern, und zeichnen sich gegenseitig mit den „World LNG Awards“ für die besten Vermarktungsstrategien aus.

Gegengipfel und Protest

Verschiedene Gruppen aus der Klimabewegung und Umweltverbände, darunter Greenpeace, Deutsche Umwelthilfe, Gaswende, PowerShift, urgewald, Letzte Generation, Ende Gelände, Robin Wood sowie Fridays for Future, stellen sich dem Gas-Greenwashing entgegen. Unter dem Motto „Gaslobby stoppen – Energiewende jetzt!“ setzen sie sich für eine bezahlbare, sichere und saubere Strom- und Wärmeversorgung für alle ein. Das heißt: 100 Prozent Erneuerbare! Dazu fordern sie den sofortigen Ausbaustopp von LNG-Infrastruktur, eine klare Absage an langfristige Lieferverträge sowie den schnellstmöglichen Gasausstieg in Deutschland und weltweit.

Termine

8./9.12. Konferenz & Gegen-Gas-Gipfel

9.12. Pressekonferenz

10.12. Demonstration „Gaslobby stoppen – Energiewende jetzt!“

10.12. Aktion

Zitate und Kontakte für Ihre Berichterstattung

Auch für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an folgende Personen (in alphabetischer Reihenfolge der Organisationen):

Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz Deutsche Umwelthilfe (DUH), +49 160 4334014, zerger@duh.de

„Deutschland importiert über seine LNG-Terminals vor allem Fracking-Gas aus den USA – das dreckigste Gas überhaupt. Damit einher gehen massive Methan- und CO2-Emissionen in der Lieferkette, was die Klimakrise weiter anheizt. Wir fordern von der Bundesregierung, endlich Verantwortung zu übernehmen und den Import von Fracking-Gas zu stoppen.“

Fran Leitner, Pressesprecher*in Ende Gelände, +49 152 17192480, presse@ende-gelaende.org

„Wir werden uns dem LNG-Summit entgegenstellen, damit wir in Zukunft gemeinsam darüber entscheiden können, wie unsere Energie produziert und verteilt wird. Klimagerechtigkeit braucht Demokratie. Es kann nicht sein, dass Gaslobbyisten in Hinterzimmern über die Zukunft unseres Planeten entscheiden.“

Frieda Egeling (15), Sprecherin Fridays for Future und Mitklägerin der Verfassungsbeschwerde der DUH gegen die Novelle des KSG, +49 431 5357983, presseteam@fridaysforfuture.de

„Fossiles Gas – egal ob aus Borkum oder den USA – heizt die Klimakrise immer weiter an und zerstört unsere Zukunft. Statt endlich über den dringend notwendigen Gasausstieg zu sprechen, treibt uns die Bundesregierung mit dem Bau überflüssiger LNG-Terminals immer weiter in die Abhängigkeit vom Klimakiller Gas. Mit unserem Protest machen wir klar: Eine gute und gerechte Zukunft gibt es nur mit 100% Erneuerbaren!“

Tina Loeffelbein, Projektleitung Gaswende, +49 151 41341815, tina.loeffelbein@gaswende.de

„Wenn wir LNG und Frackinggas weiter fördern, verheizen wir unsere Zivilisation. Denn wir wissen heute: Gas ist schmutziger als Kohle und LNG ist das schmutzigste Gas. Wärmepumpe und Speichertechnik sind die saubere Alternative und sofort einsatzfähig.“

Mira Jäger, Energieexpertin Greenpeace, +49 151 21166104, mira.jaeger@greenpeace.org

„Die Politik darf sich nicht länger von der Gaslobby aufs fossile Glatteis führen lassen. Der neue LNG-Boom dient allein den Profitinteressen fossiler Konzerne. Die nächste Bundesregierung muss alle Kraft in die sozial gerechte Energie- und Wärmewende stecken, um so den Gasausstieg voranzutreiben.“

Raphael Thelen, Pressesprecher Letzte Generation, +49 174 3858788, Raphael.thelen@posteo.de

„Erst legen wir den LNG-Gipfel lahm, dann diese ganze zerstörerische Wirtschaft. Eine Nacht im Adlon kostet so viel, wie Menschen monatlich an Bürgergeld bekommen. Wir wollen eine Politik für alle, und nicht eine Politik, die sich kaufen lässt.“

Neelke Wagner, Referentin für Klima- und Ressourcengerechtigkeit PowerShift, +49 157 52466920, neelke.wagner@power-shift.de

„Die deutsche LNG-Politik widerspricht den Klimazielen. Statt mehr LNG brauchen wir einen verbindlichen Fahrplan für den Erdgasausstieg – nicht zuletzt aus Verantwortung gegenüber dem Globalen Süden, wo die Klimakrise am härtesten zuschlägt.“

Marit Schneider, Energiefachgruppe Robin Wood, +49 40 38089221

„Wir bezahlen mit hohen Heizkosten, Umweltzerstörung und Klimaerwärmung für die Profitgier und Trägheit der Gasindustrie und Politik. Statt weiter Flüssiggas schönzureden, muss der Bau neuer Gas-Terminals gestoppt und die sozial gerechte Wärmewende vorangetrieben werden.“

Dr. Uwe Fechner, Sprecher Scientist Rebellion, +31 62529 2059, scientistrebellion_GER@protonmail.com

„Die angebliche Brückentechnologie LNG befeuert die Klimakatastrophe. Erstens, weil die LNG Infrastruktur und Fracking riesige Umweltprobleme erzeugen, die oft die Schwächsten der Gesellschaft am heftigsten treffen. Zweitens, weil die Methanlecks entlang der gesamten Lieferkette LNG oft klimaschädlicher als Kohle machen. Und drittens, weil LNG die notwendige Energiewende verzögert.“

Lars Hauenstein, Aktivist bei Soziale Wärmewende Jetzt! +4915210977109, hallo@soziale-waermewende-jetzt.de

„Gas ist nicht nur Klimakiller, sondern auch Kostenfalle für Mieter*innen. Wir wollen bezahlbare, klimagerechte Wohnungen in lebenswerten Städten. Wenn wir uns als Mieter*innen und Klimabewegung zusammentun, können wir eine soziale Wärmewende mit 100 Prozent erneuerbaren Energien durchsetzen.“

Moritz Leiner, Energie-Campaigner urgewald, Kontakt über Pressesprecher: Moritz Schröder-Therre, +49 152 21579977, moritz@urgewald.org

„In Deutschland und anderen europäischen Ländern baut die fossile Industrie mit staatlicher Hilfe massiv LNG-Importterminals aus. Diese Projekte belasten die Staatshaushalte und wirken wie fossile Bremsklötze auf die Energiewende.“

Internationale Stimmen - in Berlin vor Ort:

Claudia Campero, Conexiones Climáticas, México, +52 55 30156366 (English/Spanish)

„The US gas industry sees Mexico as the perfect route to export their methane overflow building pipelines and LNG plants jeopardizing our communities and biodiversity. The Gulf of California, home to 39 percent of all marine mammals, is at risk to become an exit to Texan gas to the Asian markets.“

James Hiatt, For a Better Bayou, USA, +3375150655, james@betterbayou.net

“Betting on LNG is like pouring gasoline on a burning planet. From the Gulf Coast to around the world, the world stands in solidarity: No more fossil fuel dependency—true resilience lies in clean and just solutions."

Svitlana Romanko, Founder and Executive Director, Razom We Stand, Ukraine, +380(50)2738909, press@razomwestand.org

„Thousands of casualties have been suffered in Ukraine due to Russia’s war, yet Germany continues to buy Russian LNG, effectively funding Putin’s war chest. The World LNG Summit in Berlin only casts a grim spotlight on Germany’s horrific moral failure.“

Chief Na’Moks (Hereditary Chief of the Wet’suwet’en Nation), so called Canada +49 17654068856, gaylene@skeenawatershed.com

“The LNG industry is destroying the planet we depend on for survival. Focused primarily on profit, it fuels violence, undermines democracy, and jeopardizes our children’s future. As a major contributor to climate destruction, it must take accountability and change. -

Factsheet

LNG
Bei LNG handelt es sich um verflüssigtes Erdgas, also zu 98 Prozent Methan. Die Verflüssigung erfordert einen großen Energieaufwand, denn das Gas muss auf minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Schiffe bringen das LNG aus Übersee nach Deutschland, wo LNG-Terminals es in den gasförmigen Zustand zurückversetzen (regasifizieren) und ins Gasnetz einspeisen. Ein Großteil des in Deutschland angelandeten LNGs kommt aus den USA und wird mit Fracking gewonnen. Bei der Förderung und beim Transport entweichen erhebliche Mengen Methan. Gelangt dieses unverbrannt in die Atmosphäre, ist es in den ersten 20 Jahren 87-mal klimaschädlicher als CO2. Verschiedene wissenschaftliche Studien zeigen, dass Gas daher mindestens genauso klimaschädlich ist wie Kohle. Bei LNG kommt noch der CO2-Ausstoß der Energie für Kühlung und Transport hinzu, was es noch klimaschädlicher macht.
Fracking
Fracking ist eine Technik, mit der sich Öl und Gas fördern lassen, die in Gesteinsschichten eingeschlossen sind. Beim Fracking wird mit Sand und Chemikalien versetztes Bohrwasser unter hohem Druck in die Erde gepresst. Viele dieser Chemikalien sind giftig und werden als gesundheits- und umweltgefährdend klassifiziert. Zu den häufig dokumentierten Schäden in Fracking-Regionen gehören künstliche Erdbeben, Luftverschmutzung, hoher Wasserverbrauch, Kontamination von Ackerflächen sowie von Grund- und Fließwasser.
LNG-Terminals in Deutschland
In Deutschland wurde im Mai 2022 mit dem LNG-Beschleunigungsgesetz der Bau von neun LNG-Terminals an fünf Standorten genehmigt (Lubmin, Stade, Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Rügen). Drei schwimmende Terminals sind bereits seit Ende 2022 bzw. Anfang 2023 in Betrieb. Bis 2027 sollen drei feste landseitige Terminals in Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel entstehen. Diese haben eine Genehmigung bis 2043. Das bedeutet noch 20 Jahre Gasimporte nach Deutschland. Deutschland liegt beim Ausbau neuer LNG-Importanlagen mit aktuell geplanten 38,5 Millionen Tonnen pro Jahr europaweit weiterhin an vorderster Stelle.
Überkapazitäten
Studien von New Climate Institute, DIW und Prognos haben berechnet, dass Deutschland massive LNG-Überkapazitäten schafft und seine Abhängigkeit von fossilen Energien verstärkt. Eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts Köln (EWI), welche vom BMWK selbst beauftragt wurde, kommt ebenfalls zu diesem Ergebnis. Sie prognostiziert, dass nur zwischen 13 und 18 Prozent der gebauten und geplanten deutschen LNG-Kapazitäten benötigt werden, wenn man ein klimazielkompatibles Szenario annimmt. Berücksichtigt man alle geplanten und im Bau befindlichen LNG-Importkapazitäten in der EU, kommt es auch auf europäischer Ebene zu massiven Überkapazitäten.
Mythos Wasserstoff-Umrüstung
Der Bau der LNG-Terminals wird mit der Aussage „grün gewaschen“, dass die Anlagen „Wasserstoff-ready“ und damit bereit für die fossilfreie Zukunft seien. Die Umrüstung zur Nutzung mit Flüssigwasserstoff statt LNG ist wissenschaftlich allerdings umstritten. Zum einen muss Wasserstoff zur Verflüssigung noch deutlich stärker, nämlich auf minus 254 Grad Celsius heruntergekühlt werden, was erhöhte Anforderungen an die Materialbeschaffenheit stellt, sowohl bei den Tankern als auch bei den Terminals. Diese Umrüstung könnte nochmals Umbaukosten von mehr als 50 Prozent der geplanten Baukosten verursachen. Zum anderen ist bislang völlig unklar, woher die kalkulierten großen Mengen an grünem Wasserstoff herkommen sollen und ob diese dann zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung stehen werden.
a black and white image of an LNG ship