Liebe Leute, es ist wunderbar, dass so viele von euch heute gekommen sind!
Ich bin Milena von der Deutschen Umwelthilfe – und gemeinsam mit vielen von euch stellen wir uns seit zwei Jahren sehr intensiv gegen den irrsinnigen LNG-Ausbauwahn!
Es ist verrückt: Diese Woche treffen sich hier in Berlin die LNG Unternehmen aus aller Welt zu einem LNG-Gipfel im Hotel Adlon – und das während die Welt in 2024 voraussichtlich erstmals das 1,5 Grad-Limit reißt!
Die Gaslobby feiert im Hotel Adlon eine Party und das Klima leidet! Die Gaslobby hat allen Grund zum Feiern: In den vergangenen Jahren wurde in einem nie geahnten Umfang in fossile Infrastrukturen investiert. Global und auch hier bei uns in Deutschland.
Alleine in Deutschland sind in Rekordgeschwindigkeit an vier Standorten LNG-Terminalschiffe in Betrieb genommen worden. Und der LNG-Rausch geht noch weiter: In Deutschland sollen in den nächsten Jahren noch mal drei LNG-Terminals an Land hinzu kommen! In Deutschland entstehen insgesamt 9 LNG Terminals – allein in 2024! 2024 – Neue fossile Infrastruktur in Zeiten der Klimakrise!
Dabei importieren wir das schmutzigste Gas der Welt: Fracking-Gas aus den USA. Wofür diese Gasimporte auch verantwortlich sind:
- Klimaschädliche Methan-Emissionen, da wo die Konzerne das Gas aus dem Boden holen
- Untragbare Umwelt- und Gesundheitsfolgen, dort wo das LNG für uns gefrackt und in Exportterminals aufbereitet wird
- Menschenrechtsverletzung an den Exportstandorten
Deutsche Gaskonzerne mit Langfristverträgen und deutsche Banken ermöglichen das. Im Adlon ist deshalb Partystimmung. Auch bei den deutschen Teilnehmern: RWE, SEFE, BASF, Deutsche Energy Terminal GmbH, die Deutsche Regas, die für das Monster-Terminal mitten in den Schutzgebieten vor Rügen verantwortlich ist.
Sie alle sind hier, um weitere dreckige Deals abzuschließen! Die Folgen: Noch mehr Gasinfrastruktur, noch mehr CO2-Emissionen, noch mehr Menschenrechtsverletzung!
Im Adlon zu feiern während die Welt brennt, ist zynisch! Sich selber Preise zu verleihen, verachtet die Folgen des eigenen Handelns. Deshalb stehen wir heute wieder hier. Wir haben einen Gegengipfel organisiert! Wir haben diese Demo organisiert! Wir werden das Greenwashing dieser Unternehmen immer und immer wieder als das benennen, was es ist! Öl ins Feuer der Klimakrise. Und ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die an den Folgen der Klimakrise bereits jetzt schon leiden.
Ich finde, dass das für die deutschen LNG-Terminals maßgeblich verantwortliche LNG-Beschleunigungsgesetz mittlerweile eher den Namen Klimawandelbeschleunigungsgesetz tragen sollte – denn es ermöglicht fossile und klimaschädliche Projekte, die ansonsten überhaupt nicht realisierbar gewesen wären!
Die LNG-Pipeline vor Rügen und die riesigen dazugehörigen LNG-Terminalschiffe sind dafür Paradebeispiele. Die Klimafolgen sind fatal. Durch das Terminal sollen 10 bis 15 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Jahr transportiert werden. Dieses einzelne Terminal verursacht damit 20 – 30 Millionen Tonnen CO2, das ist so viel wie die doppelte Menge des besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerks Jänschwalde.
Und Deutschland plant insgesamt 9 Terminals! 9 einzelne Terminals. Gestern hat mich jemand gefragt, wie ich auf die heutige Veranstaltung blicke. Ich freue mich! Ich freue mich, dass wir heute so viele verschiedene Gruppen sind, die diesen Unternehmen und auch dieser Politik, die der fossilen Lobby immer und immer wieder den roten Teppich ausrollt, den Spiegel vorhalten.
Natürlich ist es frustrierend, dass einige der LNG-Terminals in Deutschland bereits gebaut sind. Natürlich ist es frustrierend, dass Pipelines durch Schutzgebiete gelegt wurden. Es ist frustrierend, dass LNG-Schiffe die anderenorts durch Umweltprüfungen gefallen sind, nun hier an der deutschen Nordseeküste ohne wenn und aber Biozid ins Meer pumpen dürfen. Dass LNG Terminals von den deutschen Behörden Ausnahmegenehmigungen erhalten, damit Sie über die geltenden Grenzwerte hinaus die Luft mit toxischen Schadstoffen verschmutzen dürfen.
Aber unsere Mittel, auch die juristischen, sind noch längst nicht ausgeschöpft. Und auch die zivilgesellschaftlichen Anstrengungen, fossile Unternehmen für ihren Schaden zur Verantwortung zu ziehen, fangen gerade erst an! Die Botschaft, die wir heute gemeinsam senden, ist: Wir sind mittendrin. Wir machen weiter.
Wir werden oft gefragt, warum wir so sehr gegen diese Terminals sind. Ich drehe das mal um undsage, wofür wir sind.
- Wir sind für den Schutz unserer Küsten und Meere und ihrer Biodiversität.
- Wir sind für den Schutz der Umwelt und der Menschen dort, wo das Erdgas unter katastrophalen Bedingungen gefördert und transportiert wird, zum Beispiel in den USA.
- Und: Wir sind für eine Energieversorgung, die die Erde nicht weiter verheizt.
Aber Nichts davon ist mit dem Bau der Terminals vereinbar!
Dieser massive LNG Ausbau in Deutschland war energiewirtschaftlich von vornherein überflüssig. Das ist wissenschaftlich belegt, die Erdgasspeicher sind voll und auch die Lageberichte der Bundesnetzagentur zeigen das immer wieder. Was wir brauchen ist ein Sicherheitspuffer für das Klima und keiner für fossile Energien!
Trotzdem beschwören die LNG-Fans immer noch das Gespenst der Versorgungsknappheit. Diese widerlegte Knappheit ist auch die Grundlage für das LNG-Beschleunigungsgesetz. Wir haben in den Genehmigungsverfahren für Rügen gemerkt, was dieses Gesetz bedeutet, und merken es leider auch an den anderen LNG-Standorten.
Umweltprüfungen fallen aus, Beteiligungsrechte werden auf ein Minimum eingestampft und Klimaschäden werden nicht eingerechnet. Am Ende wird passend gemacht, was nicht passt. Aber warum das alles? Damit wir jetzt, mitten in der Klimakrise – in einem Jahr, das das 1,5 Grad-Ziel reißt – mehr fossile Infrastruktur, die wir nicht brauchen, schneller ausbauen können?
Das ist absurd! Dagegen protestieren wir! Deshalb stehen wir heute hier!