“We thought someone would save us but nobody came” Im Herbst war ich für 6 Wochen in den USA unterwegs, auch in Süd-Texas, wo nach Erdgas gefrackt wird, wo LNG-Export-Terminals das Gas nach Europa exportieren.
In Texas und Louisiana befinden sich die größten “Carbon Bombs” weltweit. Falls dort alle Öl- und Gas-Projekte voll realisiert werden, würde uns das alleine auf über 2 Grad Erwärmung bringen. Aber hinter den Zahlen steckt im konkreten eine bedrückende Realität.
“We thought someone would save us but nobody came” Dieser Satz geht mir nicht aus dem Kopf. Und auch: “We can’t all leave" wie uns junge Menschen in Arlington Texas erzählt haben. Arlington ist ein Vorort von Dallas in Texas. 400 aktive Gas-Bohrlöcher sind dort. Mitten im Wohngebiet. Hinter Gärten, neben Schulen, hinter Kindergärten, hinter der Apotheke. Oft unscheinbar versteckt hinter Zäunen. Aber eben doch nicht unscheinbar. Denn man riecht die Schadstoffe in der Luft, man fühlt sie hinten im Hals.
Ich habe noch 10 Minuten angefangen, Kopfschmerzen zu bekommen. Die Menschen in Arlington leben seit 10 Jahren neben Fracking. Jedes vierte Kind hat Asthma. Die Krebsrate ist eine der höchsten im ganzen Land und Babys werden mit Schäden geboren.
Für mich war das unvorstellbar: dass fossile Extraction nicht etwas ist, was weit weg in einem Industriegebiet stattfindet, sondern so unmittelbar. Als ich das fassungslos angemerkt habe, wurde mir erklärt, dass hier unter den Häusern eben das Gas sei. Dann fiel noch ein Satz, der hängen geblieben ist: “Our lives are cheap and they don’t care”.
They don’t care. 2024 wird das heißeste Jahr der Wetteraufzeichnung. Und hier in Berlin schmieden in diesen Tagen die Firmen, die in Arlington und anderswo nach Gas bohren, wie sie ihr schmutziges fossiles Geschäft ausweiten können.
Und letztendlich: Das fossile Konzerne hat kein Problem damit haben, Dörfer anzubaggern, Menschen zu krank zu machen, den Planeten abfackeln, das ist nichts Neues.
Und das sie im moment wo die Krise kaum eindeutiger werden kann, der regen nicht mehr dann kommt wann er früher kam, im Jahr in dem die heftigen klimakatastrophen selbst klimawissenschaftler überrascht haben, dass sie dann dreister werden in ihren methoden erfinderischer in ihren Märchen, mutiger darin werden Desinformation zu verbreiten das sollte auch niemanden überraschen.
Fossile Konzerne waren nie und werden nie Teil der Lösung sein. Die fossile Ära ist vorbei, wir steigen aus der Kohle aus über die es übrigens auch lange hieß sie sei eine angebliche brückentechnologie und jetzt versuchen sie, durch die Hintertür neue Abhängigkeiten zu schaffen.
Fracking ist in Deutschland nicht erlaubt - aus gutem Grund. In Arlington wird Fracking ausgebaut mit Hinweis auf die Energiekrise in Europa, mit Hinweis auf die neuen Terminals in Deutschland.
Die Menschen in Texas kämpfen zurück, sie klagen, demonstrieren und geben Interviews. Unerlässlich. Aber solange die politische Botschaft von dieser Seite des Atlantiks heißt, dass wir das Gas brauchen, werden sie nicht gegen die fossilen Konzerne gewinnen.
Solange wir in Deutschland neue Terminals und neue Gaskraftwerke bauen, neue Verträge schließen, torpedieren wir unsere Klimaziele, gefährden wir Lebensgrundlagen und Zukünfte, untergraben die Energiewende.
Also lassen wir die Konzerne sie nicht damit davonkommen. Und verlangen in Deutschland einen klaren Gasausstiegsplan. Ich kann in aller Deutlichkeit sagen: wir brauchen kein Gas und wir wollen kein Gas. Und wir sind bereit zurück zu kämpfen.